20.06.2014

Murdered: Soul Suspect

Hach, es hätte ja soo gut werden können. Die Story ist spannend, der Artstyle wirkte interessant. Aber letztendlich ist irgendwie nichts draus geworden. Wie kommts?
Nummer 1: Die Technik
Murdered läuft auf der Unreal Engine 3 und man merkt es an allen Ecken und Enden. Das offensichtlichste: Das Spiel sieht nicht aus wie ein PC-Spiel aus dem Jahre 2014. Die Texturen sind z.T. sehr niedrig aufgelöst, die Shader sind nicht gerade das Gelbe vom Ei und die Effekte sind bestenfalls "ganz nett" - Diese Mängel werden aber überdeckt durch den Style des Spiels, der alles bei Nacht oder im Dunkeln spielen lässt und größtenteils nur auf Schwarz, Blau und Orange/Rot setzt. Ein nerviges technisches Problem hatte ich allerdings mit der Framerate: Das Spiel läuft locker mit ~100fps auf normalen, aktuellen Rechnern. Das Problem: Die Zwischensequenzen sind bei 30fps gecapped, daher wirkt es oft so als würde das Spiel ruckeln und nicht richtig laufen nur weil eine Cutscene spielt. Selbige sind außerdem nicht in Ingame-Grafik, sehen aber schlechter aus als die interaktiven Abschnitte.

Nummer 2: Die Story
Die Geschichte ist definitiv das Beste an Murdered und war für mich am Ende auch die einzige Motivation das Spiel durchzuspielen. Das Spiel beginnt damit, dass der eigene Charakter Ronan stirbt und als Geist durch die Welt wandelt. Er muss nun rausfinden wer der "Bell Killer" ist, was er tut und warum. Eine gute Basis für einen Thriller bietet der Mix aus Mordgeschichte und Geisterstory durchaus und dieser wird auch geliefert. Das interaktive Medium Videospiel wurde aber hier nicht richtig angewendet; Die Story profitiert nicht von der Interaktivität, stattdessen wird sie ausgebremst und durch langweiligen Quatsch gestreckt.

Nummer 3: Das Gameplay
Das Gameplay besteht aus mehreren, sehr unterschiedlichen und klar getrennten Teilen. Zum einen hat man das Rumlaufen. Zu keiner Zeit wird man einfach an den nächsten Ort des Geschehens teleportiert. Zu jeder Location muss hingelaufen werden, was nicht nur langweilig ist, sondern auch die ohnehin kurze Spielzeit von nur ca 6 Stunden streckt.
Eine Variation des Rumlaufens wird erzeugt von auftauchenden Dämonen. Diesen muss man entweder aus dem Weg gehen, oder - häufiger - das Leben nehmen. Dies geht aber nur von hintern ihrem Rücken, weshalb es ablenkende Krähen gibt, die getriggert werden können. Diese Abschnitte könnten als die Kernsequenzen bezeichnet werden, obwohl die relativ selten vorkommen. In guter Third-Person Manier läuft man durch die Räume, versteckt sich und tötet Gegner.
Den zweiten Teil nenne ich einfach mal: Untersuchen. Man ist an einem Ort an dem sich in der Vergangenheit etwas abgespielt hat und muss herausfinden was. Dazu geht man durch den Raum und legt per Tastendruck Hinweise frei. Am Ende darf man dann aus den Hinweisen zusammenpuzzeln was passiert ist. Letzteres hört sich zwar spannend an, besteht aber im Grunde nur aus einem Menü in dem man die relevanten Hinweise auswählt. Wählt man einen Falschen darf man unbegrenzt oft weiter raten - es ist also nicht so, dass man z.B. auf eine falsche Spur kommt und die Story anders verlaufen kann.
Zwischendurch muss man noch mit Charakteren reden oder den Weg zu verschiedenen Orten finden. Diese Abschnitte sind aber nicht wirklich interessant, zudem es nur einen richtigen Weg gibt und man bei den Befragungen alle Optionen in beliebiger Reihenfolge abklappern muss.

Zusammengefasst fühlt sich Murdered: Soul Suspect nicht wie ein gutes Spiel, sondern eher wie ein 6 Stunden langer interaktiver Film an. Dabei erreicht es nicht annähernd die Qualität von Genrekollegen wie ... und ..., sondern eher wie ein zweistündiger Film der durch Interaktivität, von A nach B laufen und "Pseudoentscheidungen" auf 6 Stunden gestreckt wurde. Wenn ich so drüber nachdenke weiß ich warum mir keine ähnlichen Spiele einfallen. Square Enix hat sich hier definitiv auf ein Experiment eingelassen und das Ergebnis ist ... diskutabel. Eine Empfehlung für das Spiel auszusprechen fällt mir schwer - Die Story ist definitiv empfehlenswert und sie hat mich schließlich durch das komplette Spiel gebracht, der Rest ist aber dermaßen "meh", dass das Geld auch besser investiert werden kann. Wer Lust auf eine coole Geschichte hat kann sich das ja mal in einem Sale kaufen. Gameplay orientierten Spielern kann ich es nicht empfehlen.